Ein, zwei, oder drei Kinder. New York, Seattle oder Kalifornien. Jeder unserer Programmteilnehmer verbringt eine ganz individuelle Auslandszeit mit den unterschiedlichsten Erfahrungen. Anna Wintzek ist gelernte Physiotherapeutin von der Bernd-Blindow Schule, Heilbronn und erklärt euch, wie das Ganze bei ihr so gewesen ist.
Hallo, ich heiße Anna-Gloria, bin 22 Jahre alt und gelernte Physiotherapeutin. Schon bevor ich meine Ausbildung abgeschlossen hatte, war ich mir sicher, dass ich danach als Professional Au Pair in die USA gehen wollte. Ende Dezember 2014 begann für mich dann das große Abenteuer. Ich flog zu meiner ersten Gastfamilie nach Connecticut, nahe New York City. Dort betreute ich zwei Mädels im Alter von 6 und 9 Jahren. Mein Fokus lag auf der Arbeit mit dem 9-jährigen Mädchen. Sie hat eine Zerebralparese, sitzt im Rollstuhl und ist nonverbal. Dies war für mich eine völlig neue Herausforderung, da sie vor allem bei allen Aktivitäten des täglichen Lebens Hilfe benötigte. Durch meine physiotherapeutischen Kenntnisse konnte ich sie dabei aber gut unterstützen.
Leider gab es ein paar Unstimmigkeiten in der Gastfamilie, weshalb ich meinen Arbeitsplatz wechselte. In dieser Phase betreute mich apex social eng und half mir schnell eine neue Gastfamilie zu finden. So flog ich kurze Zeit später zu meiner zweiten Gastfamilie nach Südkalifornien, um dort zwei Jungs betreuen. Jack (10) und seinen kleinen Bruder Tyler (8). Tyler hat das Fragile-X Syndrom, welches sich durch leichten Autismus und Entwicklungsverzögerungen äußert. Bei meiner Ankunft wurde ich sehr herzlich mit Luftballons und einem Schild auf dem stand „Welcome Anna“ begrüßt. Die Kinder haben sich sehr gefreut als ich endlich angekommen bin. Für sie war es nämlich eine neue Erfahrung, denn ich war das erste Professional Au Pair der Gastfamilie.
Tägliche Arbeitsroutine mit neuen Herausforderungen
In den ersten paar Tagen wurde ich dann sehr gut von meiner Gastmutter und der Oma in den Alltag eingeführt. Dies erleichterte es mir sehr, die Kinder und ihren Alltag kennen zulernen. Ein ganz normaler Arbeitstag begann für mich um 6:45 Uhr. Erst habe ich das Frühstück für die Kinder hergerichtet und danach, gegen 7 Uhr, weckte ich die Jungs. Jack war in allem sehr selbstständig und ich musste lediglich kontrollieren, dass er auch alle Aufgaben erledigt hatte (z.B. sein Bett machen, Zähne putzen, alle benötigten Schulsachen für den Tag einpacken). Tyler hingegen brauchte mehr Unterstützung bei seinen alltäglichen Aufgaben. Am Anfang war es z.B. sehr schwer für ihn, sich selbstständig anzuziehen. Doch durch meinen therapeutischen Input und die Zusammenarbeit mit den Therapeuten vor Ort, dauerte es nicht lange bis er sich ohne Hilfe alleine anziehen konnte.
Um 7:30 Uhr wurde Tyler dann vom Schulbus abgeholt. Anschließend fuhr ich Jack zur Schule und hatte dann eine Pause von ca. 8 bis 14:30 Uhr. In dieser freien Zeit habe ich mich gerne mit meinen Freunden zum Frühstücken, Shoppen oder am Strand getroffen. Zusätzlich nutzte ich die Zeit, um zweimal die Woche in einer physiotherapeutischen Einrichtung für Kinder zu hospitieren und so zusätzlich Einblicke in die Arbeitsweisen der Physiotherapeuten in Amerika zu bekommen. Um 14:30 Uhr wurde Tyler wieder mit dem Schulbus nach Hause gebracht und im Anschluss sind wir gleich losgefahren, um Jack zusammen von der Schule abzuholen.
Nach der Schule hatten beide Kinder immer einen vollen Wochenplan mit sehr vielen Aktivitäten. Jack lernt Klavier spielen und geht zum Taekwondo. Tyler hat zusätzlich noch Ergotherapie, Logopädie und bekommt zu Hause ABA - Verhaltenstherapie. Durch die Arbeit im interdisziplinären therapeutischen Team sammelte ich neue Erfahrungen und hatte außerdem die Gelegenheit, meine Fachkenntnis mit einzubringen. Dadurch war es mir möglich, die besprochenen Therapieziele zu Hause intensiver fortzuführen und in den übrigen Alltag zu integrieren.
An manchen Tagen war es schon mal stressig von einer Aktivität zur nächsten zu fahren. Aber wenn wir zwischen zwei Terminen mal etwas mehr Zeit zur Verfügung hatten, bin ich gerne mit den Kindern nach draußen gegangen. Tyler liebte es auf dem Trampolin zu hüpfen, Roller zu fahren oder schwimmen zu gehen. Eine Aktivität zu finden, die beiden Jungs gefiel war gar nicht so einfach, denn sie hatten doch sehr unterschiedliche Interessen. Im Nachhinein haben wir aber immer eine gute Lösung gefunden und beide sind dann doch auf ihre Kosten gekommen.
Abends haben meine Gastmutter und ich uns beim Kochen abgewechselt. Schön war, dass wir alle zusammen zu Abend gegessen haben. Nach dem Essen startete dann unsere Abendroutine. Jack war auch hier wieder sehr selbstständig, aber Tyler brauchte insbesondere Hilfe beim Baden und zu Bett gehen. Gegen 20 Uhr war dann mein Arbeitstag beendet. Ich nutze die Gelegenheit, um mich mit meinen Gasteltern über den Tag zu unterhalten. Ich berichtete was ich mit den Kindern alles unternommen hatte, ob alles gut gelaufen war und wie der nächste Tag gestaltet werden sollte. Oft habe ich dann mit ihnen noch bisschen Fernsehen geschaut oder mit Jack noch ein Spiel gespielt. Genauso gerne habe ich mich aber auch nach getaner Arbeit noch mit Freunden getroffen, um den Tag ausklingen zu lassen.
Leben wo andere Urlaub machen
Ein anderer großer Teil meiner Auslandserfahrung waren die vielen Reisen, die ich während meines Aufenthalts unternommen habe. Egal ob Wochenendausflüge, Urlaube zusammen mit meiner Gastfamilie, der Urlaub mit meinen Eltern oder am Schluss der Reisemonat - es war einfach großartig so viel vom Land zu sehen und es ist einfach faszinierend, wie unterschiedlich doch die verschiedenen Regionen der USA sind! Somit war ich bereits in New York City, Washington D.C. und in Florida. Außerdem natürlich in Los Angeles, San Diego und San Francisco, da das ja für mich alles relativ nah war. Meine Zeit in Florida begann für mich mit einem Gastfamilienurlaub in den Universalstudios und Disneyworld. Anschließend bekam ich noch extra Urlaub, um noch mehr von Florida auf eigene Faust zu erkunden. Meinen Reisemonat verbrachte ich eine Woche auf Maui (Hawai’i) und anschließend machte ich einen Roadtrip durch die ganzen Nationalparks in Utah und Arizona. Eigentlich war ja meine Auslandszeit generell ein Highlight in meinem Leben. Aber am Ende noch die Möglichkeit gehabt zu haben so eine schöne Tour zu machen,dass war nochmal das Sahnehäubchen oben drauf.
Insgesamt war ich 1 ½ Jahre in USA und ich fand es sehr spannend, Einblicke in den Alltag einer Familie mit einem Kind mit Special Needs zu bekommen. Es war sehr schön zu sehen wie sich die Kinder entwickelten, wie sie Selbstständiger wurden. Aber auch wie ich oder die Kinder die kleinen und großen Herausforderungen im Alltag meistern mussten. Es war auch teilweise schwierig die Beständigkeit der Therapie im Alltag zu integrieren, obwohl ich doch als Therapeut den Patienten immer ans Herz lege es Zuhause weiter zu üben. Aber das sagt man immer so leicht, denn im Alltag mit all den anderen Terminen ist es nämlich schwieriger als man denkt. Meine Zeit als Professional Au Pair hat mich auf jeden Fall therapeutisch und persönlich weiterentwickelt.
Mit apex social habe ich die perfekte Agentur gefunden, um meine beruflichen Erfahrungen mit einem Auslandsjahr zu verbinden. Ich wurde vom apex social-Team von Beginn bis Ende sehr gut Betreut und Unterstützt. Ich bin sehr froh diesen Schritt gewagt zu haben und würde es jedem, der mit dem Gedanken spielt ein Auslandsjahr zu machen, auf jedenfall empfehlen!
Liebe Grüße, eure Anna