Im ersten Teil haben wir euch bereits von Sonjas Zeit in den USA und ihrer Weltreise berichtet. Heute erzählt Sonja uns, wie es für sie war nach 3 Jahren wieder zurück in die Heimat zu kehren und wie es dann für sie weiter ging. Du hast den 1. Teil noch nicht gelesen? Dann findest du diesen hier
Wie war es für dich, als du nach so langer Zeit wieder zurück in die Heimat kamst?
Dieses Thema hat mich schon während der Weltreise beschäftigt. Wie ist das eigentlich wenn ich nach Hause komme? Ist alles beim alten geblieben? Habe ich was verpasst? Die Antwort ist gar nicht mal so leicht und ist irgendwie ja und nein gleichzeitig. Vielleicht stellt ihr euch diese Fragen auch? Ich versuche die Antwort mal aus meiner Sicht zu schildern und meine Gedanken dazu zusammenzufassen. Heimweh oder Fernweh? Mal unter uns – ich war bis jetzt nie ein Mensch, der großes Heimweh bekommt. Mich zieht es schon immer in die Ferne. Neue Leute, neue Kulturen, neue Länder kennenlernen - das ist mein Ding. Meine Eltern sind mit mir seit Kindertagen in den Urlaub gefahren. Jedes Jahr. Vielleicht hat mich das einfach geprägt, so dass ich eher Fernweh als Heimweh bekomme und daher wusste ich gar nicht, ob solche Fragen bei mir aufkommen würden.
Wie ist es wohl nach Hause zu kommen? Als ich 2014 zwei Jahre unterwegs war, habe ich mich zwangsweise mal mit dem Gedanken auseinandersetzen müssen, wie es ist nach einer langen Auszeit nach Hause zu kommen. Die Fragen kamen nämlich auch bei mir hoch, besonders da ich ein Mensch bin, der viel nachdenkt. Als ich dann alleine war, hatte ich genügend Zeit dafür. Da kommen einem echt viele und die verrücktesten Gedanken in den Kopf, wenn man so viel Zeit für sich selbst hat. Habe ich was verpasst? Geburtstage, Feiertage, fette Partys? Wie vorhin erwähnt, ja und nein. Klar, ich war nicht da, wenn es um die ganzen Tage ging, aber grundsätzlich sind die nicht anders abgelaufen, als die Jahre zuvor. Also eigentlich gar nichts verpasst…
Vielleicht habe ich mir auch teilweise mehr Gedanken darum gemacht als nötig, vielleicht auch aus dem Grund, weil von vornherein klar war, dass ich am 14. October 2016 wieder ausreisen muss. Das Ende war also die ganze Zeit über festgelegt und früher oder später war es dann soweit nach Hause zurückzukehren. Freute ich mich auf zu Hause? Nein, eher nicht. Nicht weil ich meine zu Hause gebliebenen Freunde oder meine Familie wieder sah, sondern weil ich im Inneren wusste, dass mein Leben dasselbe sein wird wie vorher. Das Careprofessional Dasein war ja irgendwie auch ein Ausbruch vom Alltag, vielleicht zu dem Zeitpunkt auch eine Flucht. Ein lang gehegter Traum, den ich mir erfüllen wollte.
Die 2 Jahre gingen schneller vorbei als dachte und dann kamen noch 10 Monate Weltreise dazu.
Was hat sich verändert? Hatte sich daheim etwas geändert? Nein, nicht wirklich. Die Leute waren immer noch dieselben und machten dasselbe – zumindest der große Teil. Aber ich, ICH war anders. Ich hatte gelernt selbstständiger zu sein, das Leben von einer anderen Seite kennengelernt. Gelernt minimalistischer zu leben, nicht so viel an materiellen Sachen festzuhalten, ganz nach dem Motto „Travel is the only thing that makes you richer“. Es sind nicht die Sachen, die einen irgendwo halten, es sind die Leute und die Erfahrungen. Ich habe 10 Monate aus dem Rucksack gelebt und habe eigentlich nichts vermisst. Ich bin ein Stück erwachsener geworden, aber suche vielleicht auch ein Stück mehr das Kind in mir. Ein Gegensatz, JA! Aber ich habe gelernt auch die kleinen Dinge des Lebens mehr zu schätzen, mehr zu genießen und mich. Früher war der Fernseher oder Computer dauernd an, jetzt nur noch wenig, es sei denn es ist Fußball 😉
Irgendwie brauche ich das Meiste alles nicht mehr. Es ist manchmal sogar ein bisschen Ballast. Ich finde, mein Geld kann ich sinnvoller einsetzen. Reisen, Unternehmungen mit Freunden machen, einfach etwas, dass vielleicht für die Ewigkeit ist. Momente erleben, die in Erinnerung bleiben. Ich meine, woran erinnere ich mich später denn mal gerne? An meinen 55 Zoll Fernseher, mein erstes neues Auto oder an die Momente die ich erlebt habe und bei denen ich wirklich glücklich war und mich lebendig gefühlt habe? Meine Meinung: ganz klar das Letztere!
Zurück in der Heimat
Ich erinnere mich genau an den Tag, an dem ich nach knapp 3 Jahren wieder in Mönchengladbach landete und meine Mama mich vom Flughafen abholten. Keine Frage, ich freute mich meine Familie und meine Freunde wiederzusehen. Leute, die ich von Zeit zu Zeit definitiv auf der Reise vermisst habe und die mir sehr am Herzen liegen. Jedoch fehlte mir das Gefühl, dass dies hier gerade der richtige Platz für mich ist. Ich fühlte mich, als müsste ich hier sein, wollte es aber nicht. Vielleicht war das wegen meiner bald beginnenden richtigen Arbeit, dem Hamsterrad in das ich wieder einsteigen sollte. Vielleicht weil ich weit weg, vielleicht auch einfach weil ich anders war, als vor der Zeit.
Ich war zu Hause. Es war mein Zuhause. Trotzdem fühlte ich mich so, als ob ich am liebsten gleich wieder in den Flieger steigen würde. Es tut mir auch ein bisschen Leid, als mich meine Mutter fragt, ob ich mich freue wieder zu Hause zu sein und meine Antwort darauf "eher nicht" lautet. Das hatte sie wohl nicht erwartet. Ich auch nicht, aber es kam so aus mir heraus. Ich war froh sie wiederzusehen, aber nicht froh an dem Ort zu sein, in dem ich wieder in mein gleiches altes Leben zurück kehren sollte.
Man fliegt einmal um die Welt und kommt wieder dort an, wo man aufgebrochen ist. Doch es gibt kein Zurück! Die Welt misst nicht 360°, wenn du einmal rundherum gereist bist. Es sind mindestens 375°! Du hast dich weiter entwickelt. Der Ort ist gleich geblieben, aber deine Persönlichkeit hat sich verändert. Du bist weitergekommen: mit deinem Leben, deinen Gedanken, deinen Zielen. Klar, es ist unbequem, oft unangenehm.
"Schön, wenn man nach langer Zeit nach Hause kommt. Aber es wird nicht mehr so sein wie früher, nicht wahr? Es wird so sein wie immer. Aber Du hast dich verändert."
Wie ging es in Deutschland dann für dich weiter?
Gegen Ende der Weltreise, hatte ich meine Gastfamilie in San Clemente noch einmal besucht. Dort habe ich dann auch den Anruf von einer ehemaligen Kollegin erhalten und wurde gefragt, ob ich nicht im "Karritas Heilpädagogischem Kindergarten am Kuhbaum" wieder anfangen möchte zu arbeiten. So kam es, dass ich nach meiner Rückkehr wieder dort einstieg.
Mir macht die Arbeit unglaublich viel Spaß und ich habe mich mittlerweile wieder sehr gut hier eingelebt! Ich betreue eine Gruppe mit 8 förderbedürftigen Kindern und merke wie mir meine Auslandserfahrung hier zu Gute kommt. Ich traue mir selbst viel mehr, als vor meiner Zeit im Ausland zu und übernehme in Kürze die Gruppenleitung. Ich habe ein Stück weit das Hamsterrad verlassen und weiß heute was ich will.
Für die Zukunft kann ich mir gut vorstellen zusätzlich tiergestütze Pädagogik anzubinden und auch so schwirren mir noch ein paar andere möglich Ideen im Kopf 😉
Hast du Tipps oder Ratschläge für zukünftige Apex Teilnehmer?
Hört auf euer Herz, sucht euch eure Gastfamilie nicht nach dem Ort aus und nutzt die Möglichkeiten, die sich auf eurem Wege ergeben. Habt keine Angst, sondern seid zuversichtlich und positiv. Dann kommt alles so, wie es kommen soll und manchmal öffnen sich dadurch sogar neue Türen!